Ja, ich stimme zu.

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Ottmar Hörl, „Joseph Beuys“, 2009,

grauer Kunststoff, 48 x 35 x 41 cm,

mit MDF-Sockel (Gesamthöhe: 110 cm),

Foto: Werner Scheuermann

 

Auflage: 64 Exemplare,

Stückpreis: 1.900 € zzgl. Versandkosten

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Interview mit Jutta Götzmann, Direktorin der Städtischen Museen Freiburg

Idyll und Wirklichkeit

Jutta Götzmann ist seit einem Jahr Leitende Direktorin der Städtischen Museen Freiburg und spricht über die Fertig­stellung und anstehende Eröffnung des Augustinermuseums: ein Gespräch mit Christina Körner über den dritten Bauabschnitt und die neue Präsentation der Sammlung, ­zukünftige Schwerpunkte und Kooperationen.

 

ARTMAPP: Neben dem Münster ist das Augus­tinermuseum eines der ältesten und wichtigsten Bauwerke in Freiburg im Breisgau. Rund 20 Jahre Restaurierung gehen bald zu Ende. Im Jahr 2004 gab es den Baubeschluss für den ersten Bauabschnitt. Aus der ehemaligen Klosterkirche ist ein moderner Museumsbau geworden. Geben Sie uns einen Ein- und Überblick, was bisher geschah?

Jutta Götzmann: 2024/2025 konzentriert sich das Team der Städtischen Museen Freiburg auf zwei Großprojekte: Kommenden März öffnet das neue Dokumentationszentrum Nationalsozialismus am Rotteckring als Außenstelle des Augustinermuseums, ein großer und wichtiger Schritt für uns und die Bevölkerung. Das Augustinermuseum selbst bespielt nach Abschluss der Sanierung des denkmalgeschützten Konventgebäudes insgesamt rund 3.000 Quadratmeter und verändert seine museale Gestalt spürbar. Auf vier Etagen entstehen hochmodern ausgestattete, neue Ausstellungsflächen, deren Eröffnung Ende 2025 geplant ist. Die Besuchenden ­können sich schon heute auf ein deutlich breiteres und vielfältigeres kulturelles Angebot freuen. Die Objekte der reichen kultur- und stadtgeschichtlichen Sammlungen ergänzen vielschichtige Medienstationen und neue Formen der Beteiligung und Vermittlung. Mit dem 2010 fertiggestellten ersten Bau­abschnitt zog vornehmlich christlich geprägte Kunst vom Mittelalter bis zum Barock in die ehemalige Saalkirche ein. Im Untergeschoss von Kirche und Chor entstand eine Sonder­ausstellungsfläche, die von allen Häusern der Städtischen Museen Freiburg genutzt wird. 2016 eröffnete das Haus der Graphischen Sammlung als zweiter Bauabschnitt, es be­herbergt die Bestände von Augustinermuseum und Museum für Neue Kunst, eine Fläche für Kabinettausstellungen und den Museumsshop.

 

ARTMAPP: Wie wichtig sind für Ihr Haus das Thema „Schwarzwald“ und dessen Künstler?

JG: Das Augustinermuseum liegt im Zentrum Freiburgs. Die Haus- und Sammlungsgeschichte ist ganz entscheidend durch den Schwarzwald, seine Kunst und Kultur bestimmt. Beide sind engstens miteinander verbunden. Das zeigen die Resonanz der regionalen Bevölkerung und die Touristen­ströme, die jedes Jahr Freiburg aufsuchen. Die bedeutende kunst- und kulturgeschichtliche Schwarzwaldsammlung des Augustinermuseums wird stetig ausgebaut und mit der Fertigstellung des dritten Bauabschnitts hochmodern und mediengestützt aufbereitet. Drei Räume präsentieren künftig unter Berücksichtigung von sozial- und wirtschafts­geschichtlichen Gesichtspunkten Themen wie „Mobilität, Schönheit und Vielfalt“ oder „Idyll und Wirklichkeit“. Und natürlich widmen wir uns als Augustinermuseum auch in Sonderausstellungen den Künstlern der Region. Denn sie ­haben schließlich das Bild des Schwarzwaldes in die Welt getragen. Mit diesen Motiven beschäftigten sich beispielsweise bekannte Künstler unserer Gemäldesammlung wie Hans Thoma, Johann Baptist Kirner und Johann Wilhelm Schirmer oder Neuentdeckungen wie Wilhelm Hasemann, Curt ­Liebich und Emil Lugo. Aktuell sind etliche von ihnen bei uns im Dachgeschoss in der Ausstellung „Treffpunkt Gutach“ zu sehen. Sie ermöglicht Einblicke in die einstige Künstler­kolonie des Schwarzwalds.

 

ARTMAPP: Welche Schwerpunkte werden unter Ihrer Leitung in der Ausstellungstätigkeit ­zukünftig gesetzt?

JG: Die Schwarzwaldthemen sind gut und wichtig für unser Museum, doch mir liegt daran, das Museum inhaltlich und thematisch stärker zu öffnen. Wir werden andere künstlerische Umbruchzeiten in den Blick nehmen und auch der alten Kunst Raum bieten. Denn das Augustinermuseum ist in Fachkreisen bereits seit Langem ein kleines Juwel für die Kunst der Spätgotik und Renaissance nördlich der Alpen. Derzeit präsentieren wir im Augustinermuseum unter dem Titel „Bellissimo!“ die hochkarätige italienische Tafel­malerei von der erzählerischen Giotto-Zeit bis zur Früh- und ­Hochrenaissance. Ab November 2024 und 2025 zieht der künstlerische Aufbruch vom 19. zum 20. Jahrhundert in drei Ausstellungen des Augustinermuseums ein. Unter dem ­Titel „Liebe und Verrat. Der Expressionist Fritz Ascher in New Yorker Privatsammlungen“ stellen wir im Haus der Graphischen Sammlung den jüdischen Künstler, der zwei Weltkriege und den Holocaust überlebt hat, vor. Damit ­zielen wir inhaltlich auch auf unser neu entstehendes ­Dokumentationszentrum Nationalsozialismus ab. Zeitgleich wird im Haupthaus Hans Thoma präsentiert. Wir haben umfangreiche Grafikkonvo­lute und möchten mit dem Seitenblick auf Malerei und Kunsthandwerk auch ­seine Persönlichkeit beleuchten, seine mögliche völkische Nähe diskutieren. Die Folgeausstellung richtet ­ihren Fokus auf die Impressionisten der Normandie und die Neuinterpretation des Natur- und Landschaftsbegriffs.

 

ARTMAPP: Sie haben ja in Münster und Rom ­studiert und auch dort promoviert. Als Projekt­leiterin der Europarat-Ausstellung in Berlin und als Gründungsdirektorin des Potsdam Museums sind Sie an internationalen Themen interessiert.

JG: Ja, die gesellschaftlichen und strategischen Verände­rungen unserer Zeit verlangen nach neuen Ausstellungen. Das bedeutet, dass es neben der solitären Ausstellungs­planung für das Augustinermuseum künftig auch für die Städtischen ­Museen Freiburg gilt, die große Vielfalt der Sammlungen und Häuser stärker in den Blick zu nehmen und sammlungs­übergreifende, interkulturelle und kooperative Ansätze zu berücksichtigen.

 

ARTMAPP: Die Städtischen Museen Freiburg und das Lindenau-Museum Altenburg haben eine langfristige Museumskooperation geschlossen. Werden andere folgen?

JG: Das Aufeinandertreffen zweier Museen aus dem Osten und dem Süden Deutschlands mit unterschiedlichen Sammlungstraditionen ist sehr spannend. Auch bestehende Netzwerkstrukturen lassen sich in der kulturreichen Stadt Freiburg prüfen und weiter ausbauen, gerade hinsichtlich der Universitäten. Die engere Verzahnung mit der Stadt­gesellschaft ist ein Anliegen in der zukunftsorientierten Ausrichtung des Augustinermuseums, zudem wird das neu aufgestellte Haus mit dem breiten Sammlungsspektrum überregional und international mehr Aufmerksamkeit er­zielen. Es ist wichtig, in europäischen Bezügen zu denken. Zudem beraten wir mit Nachbarmuseen des Dreiländerecks – beispielsweise mit dem Historischen Museum in Basel und dem Unterlindenmuseum in Colmar − über weitere Schwerpunktthemen der Oberrheinregion. Hier ist zum Beispiel die Mitgliedschaft in der Fachkommission des trinationalen ­Museums-PASS-Musées wichtig, über die wir in die gemeinsame Kulturregion wirken.

 

 

www.freiburg.de

www.museumspass.com

 

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7/2024

 

 

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