Ja, ich stimme zu.

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Ottmar Hörl, „Joseph Beuys“, 2009,

grauer Kunststoff, 48 x 35 x 41 cm,

mit MDF-Sockel (Gesamthöhe: 110 cm),

Foto: Werner Scheuermann

 

Auflage: 64 Exemplare,

Stückpreis: 1.900 € zzgl. Versandkosten

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Joseph Beuys-Büste

von Ottmar Hörl

 zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys

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Details

Das Magazin und die App für Kunst und Reisen

Die drei wichtigsten Ausstellungsmacher in Schleswig-Holstein

Die Sichtbarkeit schärfen

Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, vielfältiges Welt­kulturerbe, Diversität und grüne Neuausrichtung. In der schleswig-holsteinischen Museumslandschaft herrscht ­Aufbruchstimmung – sowohl was die programmatische ­Neuausrichtung als auch den Baubestand angeht: Wir ­sprachen darüber mit den drei Akteuren in der Schleswig-­Holsteinischen Kunstlandschaft und besuchten Thorsten Sadowsky im Schloss Gottorf in Schleswig, Anette Hüsch in der Kunsthalle zu Kiel und Tilmann von Stockhausen in den Lübecker Museen.

 

 

Auf dem Weg zum multiperspektivischen Museum

 

Neue Ausrichtung auf Schloss Gottorf: Thorsten Sadowsky stellt sich den Herausforderungen des modernen Museumsbetriebs, wie er im Gespräch mit Nicole Büsing & Heiko Klaas erläutert.

 

ARTMAPP: Herr Sadowsky, Sie sind seit Oktober 2022 neuer Leiter der Stiftung Schleswig-­Holsteinische Landesmuseen und des Museums für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf. Zu Beginn Ihrer Laufbahn hatten Sie leitende ­Positionen an diversen dänischen Museen inne. Später waren Sie Gründungsdirektor des Museums Kunst der Westküste auf der Insel Föhr. Betrachten Sie den neuen Job als eine Rückkehr zu Ihren ­Wurzeln im Norden?

Thorsten Sadowsky: Zu meinen Aufgaben als Stiftungs­vorstand und Museumsdirektor gehört unter anderem das Knüpfen von Verbindungen in einer zunehmend glo­balisierten Welt. Der Dialog mit den skandinavischen Nachbarn im wahren Norden ergibt sich aus der gemein­samen ­Geschichte, und sowohl aus kulturpolitischer als auch ­kulturtouristischer Perspektive ist es absolut sinnvoll, grenz­überschreitend zu denken. Da ich dies- und jenseits der Grenze gearbeitet habe und zudem die Kunst des Nordens gut kenne, habe ich schon das Gefühl, in vertrautem Fahrwasser unterwegs zu sein. ­Allerdings bestimmen heute andere ­Themen die Tages­ordnung, und ich habe auch neue Erfahrungen und Fragestellungen im Gepäck, die meinen aktuellen Blick auf die Kunst- und Kulturlandschaft bestimmen.

 

ARTMAPP: Archäologie, Kunst- und Kultur­geschichte, Schlösser und Gärten, ein Kloster, ­Wikinger oder das Jüdische Museum in Rendsburg: Das Spektrum der Schleswig-Holsteinischen ­Landesmuseen umfasst zahlreiche Bereiche.

Wie lassen sich diese sehr unterschiedlichen Felder miteinander verklammern?

TS: Wir verkörpern thematische Vielfalt im ländlichen Raum und haben dabei die Anmutung eines Universalmuseums. Mir ist dabei wichtig, Aspekte wie gesellschaftliche Re­levanz, Diversität, Inklusion und Partizipation stärker in

der Museumsarbeit zu gewichten. Diese Themen müssen ­bearbeitet werden, damit wir uns als ­bedeutendster Mu­seumsverband und zentraler Kulturversorger des Landes kontinuierlich weiterentwickeln.

 

ARTMAPP: In den vergangenen Jahren war viel vom sogenannten Masterplan für Schloss Gottorf zu hören. Es war sogar von einem Baubeginn ­bereits in diesem Jahr die Rede. Die Planungen scheinen jetzt etwas ins Stocken geraten zu sein …

TS: Der Masterplan ist keineswegs ins Stocken geraten. Das Projekt befindet sich derzeit in der baulichen Prüfung, die die Voraussetzung für die Zuwendungsbescheide von Bund und Land ist. Wir werden in absehbarer Zeit einen aktua­lisierten Bauzeitenplan präsentieren können, der dann auch terminliche Klarheit hinsichtlich des Baustarts schafft. In Zeiten von deutlichen Kostensteigerungen im Baugewerbe haben wir ­zusätzliche Herausforderungen zu meistern, aber ich bin ­zuversichtlich, dass wir das ambitionierte Projekt ins Ziel bringen.

 

ARTMAPP: Mit Samuel Fosso zeigen Sie zurzeit einen der wichtigsten zeitgenössischen afrika­nischen Fotografen. Sind in Zukunft weitere Ausstellungen dieser Klasse in Gottorf zu erwarten?

TS: Das Ausstellungsprogramm soll künftig deutlich inter­nationaler werden und den Blick nach Norden und in den globalen Süden richten, verbunden mit einem Rundblick in Europa. Die Debatte über Postkolonialismus und Perspektivenwechsel muss meines Erachtens auch in Schleswig-­Holstein geführt werden, wo es aufgrund der ­Verbindung mit dem dänischen Zentralstaat und insbesondere durch die Rolle der Familie Schimmelmann im transatlantischen Sklavenhandel seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch vieles aufzuarbeiten gilt. Schließlich wird es auch deutlich mehr Ausstellungen von Künstlerinnen geben, da es auch hier erkennbaren Nachholbedarf gibt.

 

ARTMAPP: Der Weltverband der Museen hat kürzlich eine Neudefinition des Begriffs Museum beschlossen. Inklusion, Diversität, Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen demnach im Fokus zeitgemäßer Museumsarbeit. Welche Verpflichtungen ergeben sich ­daraus für Ihre Institution?

TS: Die Neudefinition des Museumsbegriffs befürworte ich ausdrücklich, und wir können für die ersten beiden Punkte mit unserer neuen Dauer­ausstellung im Jüdischen Museum Rendsburg schon ein Best-Practice-Beispiel vorweisen. Die Umsetzung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist komplex, weil Maßnahmen oft an beträchtliche Investitionen ge­bunden sind und zudem denkmalgeschützte historische Gebäude weitere Heraus­forderungen darstellen. Wir sind Mitglied ­eines Konsortiums von schleswig-holsteinischen Kultur­institutionen, das mit Unterstützung der Landes­regierung zwei Klimamanage­rinnen beschäftigt, die konkrete Maß­nahmen auf dem Weg hin zum „grünen“ Museum ­anstoßen werden.

 

 

www.landesmuseen.sh

 

 

 

Das Haus weiterdenken

 

Mit der umfassenden Sanierung der Kunsthalle zu Kiel ab Herbst 2023 erfüllt sich ein Herzenswunsch ihrer Direktorin Anette Hüsch. Nicole Büsing & Heiko Klaas sprachen mit ihr über die Besonderheiten ihres Hauses und die Perspektiven für die Zukunft.

 

ARTMAPP: Frau Hüsch, Sie sind seit 2010 Direk­torin der Kunsthalle zu Kiel. Zuvor waren Sie in Berlin für die Staatlichen Museen, insbesondere auch für die Neue Nationalgalerie, tätig. Was ­zeichnet für Sie die Kunsthalle zu Kiel aus?

Anette Hüsch: Die Beziehung und Anbindung an die Christian-­Albrechts-Universität ist für das Haus und dessen Gesamtentwicklung von großer Bedeutung – ebenso wie jene zu unserem Stifterkreis sowie natürlich die enge Verbundenheit zum Schleswig-Holsteinischen Kunstverein, aus dem heraus ja der Impuls zur Gründung der Kunsthalle im 19. Jahrhundert kam.

 

ARTMAPP: Welche Akzente haben Sie in den 13 Jahren Ihrer Tätigkeit in Kiel setzen können?

AH: Für mich war und ist die Weiterentwicklung des ge­samten Hauses mit allen Arbeitsbereichen als Ort der Kunst zentral. Deshalb haben wir unter meiner Leitung sukzessive verschiedene Bereiche ausgebaut oder überhaupt erst etabliert. Die Bildung und Vermittlung ist inhaltlich, personell und räumlich deutlich ausgebaut worden, die Grafische ­Sammlung zeigt in einem eigenen Ausstellungsbereich Wechselausstellungen aus ihren Beständen und wir konnten die Ausstellungsorganisation sowie das Registrarwesen ­weiter verstärken. Unter meiner Leitung hat die Kunsthalle auch mit der Provenienzforschung begonnen. Zudem habe ich seit meinem Amtsantritt die notwendige baulich-technische Ertüchtigung des Hauses vorangetrieben und dafür ge­worben. Und wenn es anfänglich auch nicht so aussah, haben wir es ­gemeinsam mit unseren Partnern doch geschafft: Die Kunsthalle wird nun saniert und erhält dafür 30 Millionen Euro vom Land und 19,5 Millionen Euro vom Bund. Das ist ein starkes Signal für das Haus, seine Sammlung und unsere Arbeit.

 

ARTMAPP: Die aktuelle Ausstellung „Wildes, Wüstes, Wunderschönes – Natur im Fokus der Sammlung“ endet am 24. September 2023. Am Tag danach wird die Kunsthalle für voraussichtlich fünf Jahre für Umbauarbeiten geschlossen sein. Was versprechen Sie sich von der Sanierung?

AH: Weil ich seit meinem Amtsantritt mit dem Team und ­einer immer größer werdenden Unterstützung daran gear­beitet habe, dass die Kunsthalle angemessen ertüchtigt wird, freue ich mich insofern auch ganz persönlich über die be­willigten Mittel des Landes und des Bundes. Die Zeit der Baumaßnahme ist für uns als Institution, deren Aufgabe es ist, Kunst zu bewahren und zu Ausstellungen und Vermittlungsangeboten eine möglichst breite Öffentlichkeit einzuladen, eine ebenso große Herausforderung wie auch Chance. Wir werden diese Phase positiv-konstruktiv nutzen, um das Haus weiterzu­denken – räumlich und programmatisch. Alles, was wir im Interim vorhaben, tun wir zielgerichtet aus dieser Perspektive.

 

ARTMAPP: Wie wollen Sie während der doch sehr langen Schließzeit die Sichtbarkeit der Institution Kunsthalle erhalten?

AH: Wir werden mit der Kunsthalle und dem Schleswig-­Holsteinischen Kunstverein in unterschiedlichen Formaten in Erscheinung treten: kleinere, punktuelle Veranstaltungen anbieten, aber auch Ausstellungen inner- und außerhalb Kiels zeigen. Die Sichtbarkeit ist für einen so langen Zeitraum ­essenziell. Indem wir jedoch an unterschiedliche Orte gehen und nicht fortlaufend einen Ort bespielen, nehmen wir uns den Raum, sowohl unsere Rückkehr in das Gebäude zu ­planen und dafür Konzepte mit verschiedenen Partnerinnen und Partnern auszuprobieren. Dazu werden wir zu gegebener Zeit konkreter werden.

 

ARTMAPP: Noch eine Frage zur überregionalen Wahrnehmung der Kunsthalle. Woher kommt das Gros der Besucherinnen und Besucher?

AH: Wir haben Gäste aus dem Norden, aber auch Menschen, die ganz aus dem Süden eigens zu uns anreisen für Aus­stellungen wie jüngst von Mary Bauermeister, der wir ihre umfassendste Einzelausstellung bisher in Deutschland widmeten.

 

ARTMAPP: Stichworte wie Zugänglichkeit, ­Inklusivität, Diversität und Klimaschutzaspekte stehen heute im Fokus zeitgemäßer Museums­arbeit. ­Welche Verpflichtungen ergeben sich ­daraus für Ihre Institution?

AH: Inklusion, Zugänglichkeit und Diversität sind uns ­große Anliegen und daher permanent auf der Agenda. ­Diese Begriffe mit Leben zu füllen, bleibt eine Anforderung. Nachhaltigkeit und Klimaschutz betreffen alle Bereiche der Museumsarbeit, die programmatische Arbeit genauso wie die Bewirt­schaftung des Baukörpers. Dazu zählen die umfängliche Barrierearmut auf der baulichen Ebene und auch die genaue Prüfung und Entscheidung für Klimakonzepte im Museum. Daran arbeitet ein ganzer Stab von Expertinnen und Experten mit uns in der Universität und außerhalb.

 

 

www.kunsthalle-kiel.de

 

 

 

Gemeinsame Wurzeln erkennbar machen

 

Tilmann von Stockhausen, seit dem 1. Januar oberster Chef der Lübecker Museen, agiert zwischen den Polen Tradition und Zukunftsorientierung. Ein Gespräch mit Nicole Büsing und Heiko Klaas über den Reichtum der Lübecker Sammlungen und seine Pläne für deren Zukunft.

 

ARTMAPP: Herr von Stockhausen, Sie sind in Schleswig-Holstein geboren, haben das Land aber nach dem Abitur verlassen und sind jetzt nach diversen Stationen im In- und Ausland dorthin zurückgekehrt. Sie haben also sowohl eine Insider-Perspektive als auch die eines lange Zeit Außenstehenden auf die dortige Museumslandschaft. Wo sehen Sie deren Stärken, und an welchen Stellen gibt es aus ihrer Sicht Nachholbedarf?

Tilmann von Stockhausen: Lübeck hat eine unheimlich reiche Kulturlandschaft. Das hängt natürlich mit der Geschichte dieser Stadt als Königin der Hanse zusammen. Wir haben deswegen eine sehr reiche kulturhistorische Sammlung in traditionsreichen Museen. Dazu gehören das St. Annen-Museum als das Herzstück unserer Sammlungen, die Kunsthalle St. Annen als Ort der internationalen Moderne, das Holstentor als Symbol der Stadt an sich, die Katharinenkirche als Museumskirche und natürlich das Museum Behnhaus Drägerhaus, für mich eines der schönsten Museen überhaupt. Dazu kommen die literarischen Museen, das Buddenbrookhaus und das Günter Grass-Haus sowie das Museum für Natur und Umwelt sowie das Industriemuseum Herrenwyk. Fast alle Häuser haben großartige und qualitätsvolle Sammlungen, oftmals von Weltniveau. Das ist ein wunderbarer Ort, an dem es Freude macht, zu arbeiten. Nachholbedarf haben wir im Baulichen: Wir müssen sanieren und modernisieren, brauchen bessere Möglichkeiten, unsere großartigen Sammlungen auch für die Zukunft zu bewahren.

 

ARTMAPP: Literatur, Bildende Kunst, Völkerkunde, Geschichte, Natur und Umwelt: Das thematische Spektrum der Lübecker Museen umfasst – vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart – die unterschiedlichsten Bereiche. Seit dem 1. Januar 2023 sind sie deren Leitender Direktor. Wie bekommt man diese sehr unterschiedlichen Felder zusammen? Gibt es für Sie so etwas wie einen roten Faden, an dem entlang Sie ein übergreifendes Konzept, eine Neuausrichtung, eine Verzahnung, vielleicht gar eine Vision entwickeln möchten?

TvS: Alle Sammlungen gehören zusammen, sie haben eine gemeinsame Geschichte. Sie sind dem bürgerlichen Sammeln entwachsen, das bis ins 19. Jahrhundert noch vollkommen universal angelegt war. Wie die Kunstkammern in fürstlichen Sammlungen hat man zunächst unterschiedlichste Dinge gemeinsam gesammelt, die Ausdifferenzierung der Sammlungen ist ein Prozess der Moderne. Diese gemeinsamen Wurzeln wieder erkennbar zu machen und mit dem Pfund der universalen Sammlungen zu wuchern, ist eine große Chance. Die Sammlungen der Häuser sind eine wunderbare Plattform. Wir werden dieses im Digitalen zukünftig auch wieder zusammenführen.

 

ARTMAPP: Welches sind Ihre persönlichen Highlights aus diesen unterschiedlichen Sammlungen?

TvS: Schwierige Frage, es gibt so viele wunderbare Kunstwerke und Objekte. Die Linde-Kinder von Edvard Munch ist ein Bild, vor dem ich immer wieder neu sehr berührt bin. Aber natürlich ist auch der Memling-Altar im St. Annen-Museum so großartig, dass sich alleine wegen dieses Werkes eine Reise nach Lübeck lohnen würde. Aber auch die versteinerten Walskelette im Museum Natur und Umwelt sind sehr eindrucksvoll.

 

ARTMAPP: Bei welchen Lübecker Häusern sind in näherer Zukunft Neuerungen zu erwarten? Was zeichnet diese aus?

TvS: Ganz besonders freue ich mich auf das neue Buddenbrookhaus, auch wenn es gerade ein paar Schwierigkeiten bei der Umsetzung gibt. Das neue Buddenbrookhaus wird ein modernes, zeitgemäßes Museum, das auch jungen Menschen Thomas und Heinrich Mann nahebringen und das ganz in die Kulturgeschichte der Zeit einbetten wird. Bereits umgesetzt wird die Sanierung des Museum Behnhaus Drägerhaus, dass sich ab 2025 zeitgemäß in seinen wunderschönen historischen Räumen präsentieren wird.

 

ARTMAPP: Neben den Lübecker Museen verfügt das Land Schleswig-Holstein über weitere Sammlungen von überregionaler Bedeutung. So zum Beispiel die Landesmuseen Schleswig-Holstein auf Schloss Gottorf, die Kunsthalle zu Kiel und natürlich sehr viele kleinere Häuser. Welche Formen des Austauschs, der Zusammenarbeit oder der Arbeitsteilung gibt es? Welche Kooperationen wären für die Zukunft wünschenswert?

TvS: Mit den Schleswiger Museen werden wir im engen Austausch stehen, aber auch mit den Museen in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Ausstellungskooperationen machen wenig Sinn, das ist sinniger mit Museen, die weiter weg sind. Der kollegiale Austausch ist mir aber sehr wichtig. Da ich zehn Jahre Sprecher der Kulturhistorischen Museen und Kunstmuseen im Deutschen Museumsbund war (2013-2023), kenne und schätze ich viele Kolleg:innen in den Museen hier im Norden. Und ich freue mich auf persönliche Begegnungen.

 

ARTMAPP: Noch eine Frage zur Internationalität. Lübeck ist als wichtiger Fährhafen direkt an etliche Ostseestaaten angebunden. Als Weltkulturerbe- und Thomas-Mann-Stadt ist es international bekannt. Wird dieses Potential bereits ausreichend genutzt? Gibt es noch Luft nach oben, die Stadt und ihre Museen für ausländische Besucher:innen noch attraktiver zu machen?

TvS: Wir sind international ausgerichtet. Wir sehen uns auch als Kunst- und Kulturstätten von internationaler Bedeutung. Aber hier ist in der Tat noch viel Luft nach oben. Wir haben bisher zu wenig Geld für Marketing. Eines unserer Highlights, das Buddenbrookhaus, ist derzeit noch eine Baustelle, und wir wissen leider noch nicht, wann der Bau vollendet wird. Wir brauchen auch eine durchgehende englische Beschriftung in allen Häusern und noch mehr Angebote für den Gast. Wir müssen unsere Sammlungen digitalisieren und fangen jetzt damit an. Aber wir bewegen uns auch auf dünnem Eis, da die finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind. Hier würde ich mir noch mehr Hilfe von Land und Bund wünschen.

 

ARTMAPP: Die ICOM, der Weltverband der Museen, hat im August 2022 mit großer Mehrheit eine Neudefinition des Begriffs Museum beschlossen. Begriffe wie Zugänglichkeit, Inklusivität, Diversität und Nachhaltigkeit, also auch Klimaschutzaspekte, stehen mittlerweile im Fokus zeitgemäßer Museumsarbeit. Die Provenienz ethnologischer Exponate wirft zahlreiche Fragen bis hin zur Restitution auf. Welche Verpflichtungen ergeben sich daraus für die Lübecker Museen? Welche konkreten Veränderungen haben Sie bereits angestoßen? Welche stehen noch ins Haus?

TvS: Bei den Lübecker Museen nehmen wir diese Herausforderungen an. Wir forschen zur Herkunft unserer ethnologischen Objekte, es kann zukünftig auch zu Restitutionen kommen. Diversität ist uns wichtig, Nachhaltigkeit wollen wir uns vor allem bei den zukünftigen Bauprojekten auf die Fahnen schreiben. Wir müssen uns aber auch noch auf die Basisarbeit konzentrieren, nämlich das Aufarbeiten und Bewahren unserer Sammlungen, und auf das Vermitteln und Ausstellen, die klassischen ICOM-Grundsätze, die meiner Meinung nach weiterhin so aktuell wie eh und je sind.

 

 

www.die-luebecker-museen.de

 

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7/2023

 

 

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