Ja, ich stimme zu.

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Ottmar Hörl, „Joseph Beuys“, 2009,

grauer Kunststoff, 48 x 35 x 41 cm,

mit MDF-Sockel (Gesamthöhe: 110 cm),

Foto: Werner Scheuermann

 

Auflage: 64 Exemplare,

Stückpreis: 1.900 € zzgl. Versandkosten

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Birte Frenssen, Pommersches Landesmuseum Greifswald

 

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Joseph Beuys-Büste

von Ottmar Hörl

 zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys

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Details

Das Magazin und die App für Kunst und Reisen

Jan-Peter Schröder im Gespräch mit Birte Frenssen

Schritte zu Caspar David Friedrich

Als Kuratorin am Pommerschen Landesmuseum Greifswald beschäftigt sich die Kunsthistorikerin Birte Frenssen seit fast 25 Jahren mit Leben und Werk Caspar David Friedrichs. Zum 250. Jubiläum des Künstlers legt sie Geburtstagsgästen in Greifswald eine besonders romantische Form der Annäherung nahe – das Wandern.

 

ARTMAPP: Großer Bahnhof für Caspar David Friedrich: Sonderschauen 2024 in Hamburg, Berlin, Dresden, ein Jahr später in New York. Wie feiert Friedrichs Geburtsstadt in Vorpommern das ­Jubiläum ihres berühmtesten Sohnes?

Birte Frenssen: Im Museum feiern wir das ganze Jahr über – mit drei aufeinanderfolgenden Friedrich-Ausstellungen und großartigen Bildern, die zum Teil noch nie in Greifswald zu sehen waren. Und wir laden die Gäste zu Wanderungen ein, die vom Vorplatz des Museums über den Lichthof und unsere überdachte Museumsstraße zu den Originalen führen.

 

ARTMAPP: Wie soll das im Einzelnen aussehen?

BF: In der ersten Schau „Lebenslinien“ geht es darum, wie in einem Tagebuch bestimmte Werke von Friedrich zu sehen und gleichzeitig zu erfahren, was ihn in deren Entstehungszeit beschäftigt hat. Da wird immer ein Bild gezeigt und eingebettet in eine biografische Situation. Zum Beispiel die frühen Kalligrafien. Wie war das mit dem 14-Jährigen? Wie wurde man Künstler, wenn man aus einer Handwerksfamilie kam? Das Ganze soll eine Wanderung in Zeichnungen und Bildern werden. Für diese Schau werden wir zwei Friedrich-­Gemälde als Geburtstagsgäste bekommen – aus Schwerin und aus Schweinfurt – und eine unbekannte Zeichnung mit Greifswalder Bezügen. Die zweite Ausstellung „Sehnsuchtsorte“ wird sich um zwei sehr prominente Gastgemälde drehen: „Kreidefelsen auf Rügen“ aus Winterthur in der Schweiz und „Greifswalder Hafen“ aus der Alten National­galerie in Berlin. Zwei Sehnsuchtsorte, die für Friedrich unterschiedlich aufgeladen sind. Dazu erzählen wir Geschichten mit Werken aus dem eigenen Bestand. Ergänzend zum Rügen-Thema zeigen wir heutige Bilder, die der Stral­sunder Fotograf Volkmar Herre mit der Camera obscura von den Kreidefelsen gemacht hat. In der dritten Schau ­„Heimatstadt“ können wir Friedrichs Bild „Die Wiesen bei Greifswald“ aus der Hamburger Kunsthalle präsentieren. Die Studie von 1806, die er hierfür verwendet hat, befindet sich in unserer eigenen Sammlung; da kann man Gemälde und Zeichnung einmal ­nebeneinander sehen. Unser eigener ­Bestand an Friedrich-Bildern wird natürlich das Jahr über ebenfalls zu sehen sein. Dazu gibt es ein reichhaltiges Begleitprogramm mit Theater, Musik und Schulprojekten.

 

ARTMAPP: Und „250 Schritte zu Caspar David Friedrich“, was soll das sein?

BF: Ein ergänzendes Angebot, quasi als Hinleitung: Es wird einen Pfad geben, auf dem man loswandern kann – mit Rastplätzen, einer Lichtinstallation, einer Wanderwerkstatt, wo sich Besucherinnen und Besucher ihr eigenes Skizzenbuch zusammenstellen können. Auf einem Laufband, das zugleich Strom erzeugt, können die Gäste mit Friedrich über die Insel Rügen wandern – bis zu 30 Kilometer hat Friedrich an einem Tag als Wanderstrecke bewältigt. Unsere große Außenvitrine bepflanzen wir mit der blauen Blume der Romantik. Es war ja damals im Sommer alles voller blauer Wegwarten auf Rügen.

 

ARTMAPP: Motive wie das Kreidekliff der Insel Rügen oder die Ruine des Zisterzienserklosters Eldena bei Greifswald sind dank Friedrich weltweit bekannt und geradezu emblematisch geworden. Denken Sie, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern davon touristisch profitiert?

BF: Ich glaube schon, dass diese Inspirationsorte besondere Anziehungspunkte sind. Wunderbar, dass das Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ jetzt zum ersten Mal bei uns zu ­sehen ist. Selbstverständlich kooperieren wir mit dem ­Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL auf Rügen, damit man da auch hinreisen und am Schauplatz des Gemäldes ­stehen kann. Bei der Ruine Eldena ist es ja noch einfacher, da kann man vom Museum aus am Flüsschen Ryck hinwandern. Das hat Friedrich schon seinem Freund Carl Gustav Carus empfohlen. Dessen Bild der Ruine Eldena wird 2024 natürlich auch zu sehen sein.

 

ARTMAPP: Dieser Tage ist Friedrich in Greifswald als Hologramm aus einem Bild gestiegen und hat etwas über seine Werke erzählt. Gehört der virtu­elle Künstler zu Ihrem Programm?

BF: Nein, der ist über den Landestourismusverband zu uns ­gekommen. Aber die Besucherinnen und Besucher werden Friedrich auch bei uns begegnen – als „silent companion“ in Gestalt einer lebensgroßen bemalten Holzfigur, wie man sie früher in Schlössern aufgestellt hat. Er wird im Lichthof ­stehen und zeigen, wie Friedrich bei seinen Wanderungen ausgesehen hat – nach einer Vorlage von Georg Friedrich ­Kersting. Am Rücken hat er einen Griff, sodass uns Friedrich zu verschiedenen Veranstaltungen begleiten kann. Wichtig ist, dass so ein „silent companion“ wirklich täuschend echt gemalt ist; und wir haben mit Eugen Kunkel einen sehr guten realistischen Künstler gefunden, der das kann. Wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis.

 

ARTMAPP: Wenn Sie – sprechendes Hologramm hin, „silent companion“ her – den echten Herrn Friedrich heute auf dem Greifswalder Markt treffen würden, was würden Sie ihn fragen?

BF: Oh, da muss ich erst einmal drüber nachdenken. Es gibt von Friedrich eine Bildbeschreibung zum „Mönch am Meer“, da geht er ganz tief rein. Etwas in der Art würde ich gern zu den „Kreidefelsen auf Rügen“ von ihm selbst hören. Das ­würde mich brennend interessieren, wie weit er da, angeregt von der Landschaft, gedanklich für sich gegangen ist, wie er das ausdeutet – den Blick zum Horizont, den Blick in den ­Abgrund, die zweifache Haltung zur Welt.

 

ARTMAPP: In Ihrer Präsentation zum Friedrich-­Jubiläum kommen plötzlich gelbe Vögel wie Kasper aus der Kiste. Was hat es damit auf sich?

Hatte Friedrich einen Vogel?

BF: Nein, mehrere. Der Maler war ein begeisterter Kanarienvogelzüchter. Und wir haben zwei gelbe Vögel aus Filz, die wir als Friedrich-Botschafter einsetzen. Angefertigt wurden sie von der ukrainischen Künstlerin Olga Glatkaya und unsere Volontärin hat sie „Roman“ und „Tik“ getauft. Auf den Social-­Media-Kanälen stellen sie besondere Inspirationsorte, Veranstaltungen, Freunde und Partner vor, außerdem setzen wir sie in der Museumspädagogik ein.

 

ARTMAPP: Klingt nach einem sehr nahbaren Konzept …

BF: Ja, wir möchten an die Besucherinnen und Besucher herankommen. Ich finde es sehr wichtig, Caspar David Friedrich gerade in seiner Geburtsstadt als Mensch vorzustellen. Wir haben in der Sammlung seit zehn Jahren 55 Briefe, die Caspar David Friedrich mit seinen Greifswalder Brüdern gewechselt hat und die sehr persönliche Einblicke gestatten.

 

ARTMAPP: Noch einmal zu den „Kreidefelsen auf Rügen“. Eigentlich sollte das Gemälde Winterthur doch nie verlassen, oder?

BF: Ja, von Oskar Reinhart, dem Stifter, gab es die Maßgabe, dass seine Gemälde nicht auf Reisen gehen sollen, aber das hat die Stiftung Kunst Museum Winterthur inzwischen ge­lockert. Jedes Museum ist ja selbst auf Leihgaben angewiesen, wenn es Sonderausstellungen machen will.

 

ARTMAPP: Und wie haben Sie es geschafft, das Bild nach Greifswald zu holen? Einen Bittbrief geschrieben, in der Schweiz angerufen?

BF: Nein, so einfach war das nicht. Wir sind schon seit langen Jahren dran, muss man sagen, sind schon mehrfach mit unserem Oberbürgermeister dort gewesen, haben Gespräche geführt. Und die Kolleginnen und Kollegen dort waren immer sehr offen. Zweimal hat es sich nicht ergeben. Aber jetzt sind wir sehr glücklich, dass wir die „Kreidefelsen“ zum Friedrich-­Jubiläum in Greifswald zeigen dürfen.

 

 

 

www.pommersches-landesmuseum.de

 

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11/2023

 

 

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